IM SCHATTEN mit Misel Maticevic

Daten zu Maticevic und Bildquelle

Auf 3Sat lief gestern Abend wieder mal etwas Besonderes zum Thema Berlinale (der Film lief dort im Jahr 2010), und zwar – wenn man so will –  ein “film noir” aus Deutschland …
Regie: Thomas Arslan (sein neuester Film “Gold” rittert an der Berlinale 2013 um die Goldenen Bären)

IM SCHATTEN erzählt die Geschichte des Profi-Verbrechers Alexander Trojan (hervorragend gespielt von Mišel Matičević), der nach einem Gefängnisaufenthalt wieder in seiner Schattenwelt alte Rechnungen begleicht und neue Raubzüge sucht.

Die Auftaktszene zeigt eine pink und gelb erleuchtete Strassenkreuzung, nachts, im Regen. Die hinter Glas flirrende Normal-Realität wird so lange vom Licht vorbeifahrender Autos durchstreift, bis die Ampel auf rot steht. Die Autos bleiben stehen, und wir sehen die andere Seite: Hinter dem Glas sitzt Trojan in einem Café und starrt auf die Kreuzung. Nichts flirrt mehr – grau ist die Welt des Profi-Gauners. Grelles Rot – manchmal von Blut – ist die einzige Farbe, die aus dem kranken Graugrüngelb hervorsticht. Alexander Trojan kommt aus den Schatten und verschwindet darin, oft sieht man ihn nur als Silhouette, immer angespannt, immer alleine, bis auf jene Begegnungen, die er ihres Nutzens wegen sucht.

Es fällt kein überflüssiges Wort und die äusserst sparsam eingesetzte, atmosphärische Filmmusik von Geir Jenssen zieht völlig unvermittelt an den Nerven. Hell erleuchtet, am Tag und in freier Natur erschiesst Trojan nach einer Art Cowboy-Indianer-Versteckspiel kaltblütig seine Gegner, Am Ende des Films verschwindet sein Profil in Grossaufnahme im Schwarz der ausblendenden Kamera. Abspann.

Man fragt sich, was man da gerade gesehen hat. Trojan als lonesome rider bewegt sich durch endlose Hotelgänge wie durch die Schwingtüren eines Saloons. Die banale Langsamkeit eines Lebens im Schatten – samt der plötzlich aufblitzenden Adrenalinstösse – ist in ihrer Sinnlosigkeit erschreckend. Die Bilder bleiben.