
“Ich habe Bergmans Filme nie analysiert, nur genossen – seine Dialoge sind wirklich unterhaltsam” – Lars von Trier sagt das, im Feature…ABER DER FILM IST MEINE GELIEBTE (von Ingmar Bergman nämlich … das Theater sei nur seine Ehefrau, meinte der Schwedische Meister) … und jenes Feature ist auf der DVD von Ingmar Bergman‘s Film SOMMARLEK / EINEN SOMMER LANG unter Extras abgespeichert – mit deutschen Untertiteln kann man im jeweiligen Original hören, was so grosse Namen wie Liv Ullmann, Martin Scorsese, Bernardo Bertolucci oder Woody Allen zum Phänomen Ingmar Bergman (1918-2007) zu sagen haben. Was soll ich noch sagen? Ich hab’ den Film genossen. Wim Wenders schrieb bereits 1988, man solle doch Bergman von der Last der ganzen Kommentare befreien. Und Ingmar Bergman selbst meint in jener typisch schwedischen Unaufgeregtheit, die auch die schrecklichsten Szenen seiner Filme beherrscht: “Ob mein Werk mich überlebt oder nicht ist mir völlig gleichgültig – ich mache Gebrauchsware, im Theater und im Film.” Dieser Film jedenfalls ist einer, in dem es sich genüsslich versinken lässt.

EINEN SOMMER LANG heisst der Streifen auf Deutsch. “Sommarlek” bedeutet wörtlich übersetzt “das Spiel eines Sommers”. Dank der Originalfassung entgeht man dem Geknarze der deutschen Synchronstimmen aus der Wochenschau-Zeit, und man hört die Balett-Tänzerin Marie (Maj-Britt Nielsson), ihren Journalisten-Freund David Nyström (Alf Kjellin) und ihre einstige Jugendliebe Henrik (Birger Malmsten) in schönstem Schwedisch (vor dem allumfassenden “Du” der 1970er-Jahre). Ein Tagebuch bringt Marie die Erinnerungen an einen längst vergangenen Sommer und dessen unschuldige Spiele zurück, just am Vorabend ihres grossen Auftritts im Schwanensee an der Stockholmer Oper. Für die alternde Prima Ballerina beginnt eine Reise in Herz und Hirn, in Vergangenheit und Zukunft.

Statt des langjährigen Bergman-Kamermanns Sven Nykvist hat hier Gunnar Fischer die Fotografie in den Händen. Oder besser – wahrscheinlich führt er aus, was Bergman ihm sagt. “Ich bin ein autoritärer Mensch”, gibt der Regisseur im erwähnten Feature zu, “und sogar meine Wutausbrüche sind wohlkalkuliert und verfolgen einen pädagogischen Zweck.”SOMMARLEK erschien 1951, und der schwarz-weisse Film ist erstaunlich farbig, lichtvoll und modern. Einige seltsame Schnitte, verstörende Achsensprünge und sonstige Ungereimtheiten weisen auf die späteren Werke hin, während so manche behäbige Szene dann doch daran erinnert, dass es 1951 noch kein YouTube gab, kein MTV und noch nicht einmal allgegenwärtiges Fernsehen. Dass der Film trotzdem nicht im Geringsten verstaubt wirkt, ist wohl nicht nur dem strahlenden Sommer-Glanz in Stockholms Schären zu verdanken.
SOMMARLEK – EINEN SOMMER LANG mit ungewöhnlichem, restauriertem Material im Feature …ABER DER FILM IST MEINE GELIEBTE gibt es als Einzel-DVD bei STUDIOCANAL [aartikel]B00KXQKZOW:left[/aartikel]
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