
“Die Welt will Petticoats und Zuckerguß”… 1958 hat sich Deutschland gerade wieder vom Schrecken des Krieges gefangen. Was der aufstrebende Staatsanwalt Johann Radmann (Alexander Fehling) da über das “Schutzhaftlager” Auschwitz herausfindet, landet zunächst IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS – bis Generalstaatsanwalt Fritz Bauer den jungen Kollegen dabei unterstützt, die Täter aufzustöbern und anzuklagen. Natürlich gelingt es nicht, alle Verbrecher dingfest zu machen: Am Beispiel des dämonischen KZ-Arztes Mengele zeigt der Film die Grenzen der Staatsgewalt. Pikant ist die Rolle des US-amerikanischen Besatzers, der die Aktenarchive hütet: “Jeez, you Germans. Wenn morgen die kleinen grünen Männchen vom Mars kommen, seid ihr alle kleine grüne Männchen.”

Der Débutfilm von Drehbuchautor/Regisseur Giulio Ricciarelli lief als Europapremiere am 10. Zurich Film Festival und ist fein gemacht, handwerklich makellos umgesetzt. Es werden sogar kritische Stimmen zugelassen – schliesslich ist Krieg für kein Volk der Welt Anlass, sich besonders menschlich zu verhalten, und dass Deutschland die eigenen Soldaten anklagte war beispiellos. Zu Mord gehört Vorsatz, eine bösartige Absicht, die über reines Befehle ausführen hinausgeht. Nochmals: Im Krieg sind solche Gräuel an der Tagesordnung, egal wo und wann. “Deutschland dürfte nur noch Schwarz tragen”, an diesem seinem Satz verzweifelt die Figur von Staatsanwalt Radmann selbst, und verliert sogar seine grosse Liebe , die bunte Kleider für das neue Deutschland schneidert. Als Radmann in einer Szene mit Judenkäppchen auf dem Haupt ein Gebet in Auschwitz spricht, kommt wahrscheinlich nicht nur mir recht bitter hoch, was Israel im Moment gerade selbst in Sachen Krieg aufführt.
Alexander Fehling jedenfalls trägt die Rolle als rächender Staatsanwalt grossartig auf seinen wohltrainierten Schultern. Fehling spielt auch in der wunderhübschen Komödie POSTHUMOUS mit – der Mann ist eindeutig im Auge zu behalten.
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