
Der Schweizer Film CHRIEG (schwyzerdütsch für Krieg) ist beinhart, aber weitgehend schlüssig. Von der ersten Einstellung weg sieht man, dass der junge Matteo gegenüber seinem tätowierten Bodybuilder-Dad mit dem Rücken zur Wand sitzt. Im Hintergrund wabert eine Übermutter mit Säugling. Dauernd werden in dieser Familie die Grenzen des Jungen verletzt – man erstickt schier beim Zuschauen. Als er in ein Camp für Schwererziehbare kommt, wird er wirklich geschlagen und gedemütigt, aber er lernt auch, sich zu wehren. Ein bisschen viel unsinnige Gewalt, Porno und dreckige Sprache trüben den Genuss, ganz zu schweigen von einigen Ungereimtheiten. Mein Sieger hätte MA FOLIE geheissen. Der Film CHRIEG lief bereits beim Zurich Film Festival. Schade eigentlich, dass keine Uraufführung gewonnen hat – ist wohl einfacher, auf etwas Bewährtes zu setzen. “Me Dräck!” sagte mal ein berühmter Schweizer aus der Rockmusik-Szene.
Offizielles Statement des Filmfestivals:
Die Jury hat sich einstimmig für CHRIEG entschieden. Ein kraftvolles Erstlingswerk, das uns mit seiner Wucht, Klarheit und Authentizität auf Anhieb gepackt hat. Die Hauptfigur Matteo findet Identität und Geborgenheit, wo der Zuschauer sie am wenigsten erwartet. Eine wütende Jugend, geprägt von hilflosen Eltern, erobert sich ihren Raum, in welchem sie nach eigenen Gesetzen ihren Sehnsüchten und Aggressionen freien Lauf lässt. Durch das kraftvolle Ineinandergreifen aller filmischen Mittel schaffen der Regisseur und sein Team großes Kino! (Die Jury: Hannelore Hoger, Anja Dihrberg, Anatol Nitschke, Devid Striesow und Jakob Lass)
Be the first to comment