
Lebensüberdruss und Orientierungslosigkeit ziehen sich momentan durch die Festivals, genauso wie dumme Anfängerfehler. Manches sind hoffentlich nur Macken und Moden der (nicht nur jungen) Filmemacher:
Selbstmord ist in, ob als backstory wound oder als plot point – irgendwer hat sich immer umgebracht oder will sich umbringen oder bringt sich um (durchaus nicht nur im deutschsprachigen Film, siehe IN YOUR ARMS oder SKELETON TWINS). Sogar im Unterhaltungs-Genre ist der Suizid zu finden, wie ABOUT A GIRL beweist. Gähn! Ich wünsche mir wieder backstory wounds á la DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER.
Die Farbe Rot muss für allerhand herhalten – was bei SCHINDLER’S LIST noch ein wunderschönes visual war, verkommt heute zum Allerwelts-Zitat. Das rote Kleid in DIE RÄUBER, das rote Gebäude in KAFKAS DER BAU – Rot ist eindeutig eine Mode, bei der man verdammt aufpassen muss, dass sie nicht billig wirkt (was das Kleid in DIE RÄUBER leider war … hätte man sich doch bei VALENTINO bedient, wie in DER LETZTE TANZ).
Tabubrüche können laut (wie die Pornos in CHRIEG) oder leise (wie der Sex zwischen jung und alt in DER LETZTE TANZ) daher kommen. Manche machen Spass, zum Beispiel die beeindruckende full frontal Ansicht von Daniel Strässer aus letztgenanntem Film, andere sind nur eklig: An Szenen auf dem WC hatten wir uns ja schon fast gewöhnt. Nun muss man sich auch noch Leute beim Kotzen ansehen. Und beim Rauchen – was für mich persönlich fast genauso eklig ist.
Zähneputzen: In (gefühlt) jedem verdammten Film, ob kurz oder lang, ob Doku oder Spielfilm, putzt sich irgendwer irgendwann die Zähne und spricht dann womöglich noch mit der Bürste im Mund. Obwohl: Wer kotzt und danach Leute auf die Wangen küsst, wie im Kurzfilm AUS DER REIHE BUMSEN (nur was für jene, die das Grausliche mögen), hätte die “Dame” sich ruhig vorher die Zähne putzen dürfen. Von mir aus sogar on screen.
Ach ja, uns wenn ich schon am Schimpfen bin: Schlüsse, Längen, Fokus
Mach Schluss: Einen genialen Schlusspunkt haben und nachher weiter machen – das ist wie nach dem Espresso nochmal mit der Vorspeise anfangen.
Kill your darlings: Die Ping-Pong-Bälle bei ABOVE AND BELOW sind schön, aber überflüssig – sie bringen die Story nicht weiter. Die unendlichen Längen bei LEOPARDI hätten auch nicht sein müssen, ja, jede Szene ist schön, aber man kann nicht alles erzählen.
Erzähl eine Geschichte: Aber auch wirklich nur eine. Natürlich sind Nebenstränge erwünscht und notwendig, aber es müssen eben dramaturgisch sinnvolle Nebenstränge sein.
Rant over … phew, jetzt geht’s mir besser.
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