
Cem Kaya hat mit REMAKE REMIX RIP-OFF ein filmhistorisches Werk vorgelegt, das nicht witziger (und erschreckender) sein könnte. Man taucht ein in die abenteuerlichen Methoden des Filmemachens in der berühmten “Grüne-Tanne-Strasse” Yesilçam in Istanbul, wo in den 1960er bis in die 80er Jahre Tausenden von Filmen entstanden. Inspiriert von westlichen Blockbustern wie TARZAN, DRACULA, RAMBO oder DER ZAUBERER VON OZ wurde Massenunterhaltung gedreht auf Teufel komm raus – in kürzester Zeit, unter widrigsten Bedingungen.
Soundtracks wurden dabei bedenkenlos von westlichen Schallplatten geklaut, ja sogar ganze Szenen aus westlichen Filmen geschnitten. Dass die Schauspieler alle Kostüme selber mitbringen mussten – und es weder Stuntdoubles noch Versicherungen gab – sind die dunkleren Seiten dieser weltweit bedeutenden Filmindustrie. REMAKE REMIX RIP-OFF schillert zwischen Militärdiktatur und Scheinheiligkeit, Zensur und Erfindungsreichtum. Man kann hellauf lachen, wenn Spielzeugautos in Flammen aufgehen oder Christbaumkugeln für ferne Planeten herhalten müssen, aber es kommen einem auch die Tränen, wenn Filmschaffende von schweren Verletzungen berichten oder man den Abriss eines altehrwürdigen Kinosaales mitansehen muss. TV-Serien haben heute die Pop-Kino-Filme fast ersetzt, und es hat sich wenig geändert bei den Arbeitsbedingungen – und bei der einlullenden Wirkung auf die Massen, und zwar in gesamten Nahen Osten (für die ist die Türkei ja “der Westen”). Ein Pflichtwerk für alle Film- und Politik-Interessierten.
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