
CLOUDS OF SILS MARIA ist zugleich ein Backstage-movie und eine Liebeserklärung an die Kunstform Film. Wie das titelgebende Naturphänomen schlängelt sich immer wieder einmal ein Schauspiel in unser Herz; Und mag es auch schlechtes Wetter künden, wir steigen auf die höchsten Berge, um es zu sehen – und uns darin zu verlieren. Selbstmord ist hier allgegenwärtig – in realitas (der Schriftsteller, die Frau des jungen Autors, etwa auch Val, die Sekretärin der alternden Diva?) und virtuell (die Figur Helena wurde von ihrer jungen Geliebten in den Selbstmord getrieben). Doch eigentlich geht es um das Wiederentdecken der Unschuld, dieses Stirb und Werde – untermalt von superber Barockmusik von Händel, einem weiteren erfolgreichen, aber letztlich heimatlosen Künstler.
Nicht nur die Jungen bedrohen die Älteren, wie im Backstage-movie MAPS TO THE STARS, hier werden sie auch von den Arrivierten belacht und letztlich assimiliert. Als Val in den Bergen verschwunden ist, trägt plötzlich Maria die Teenie-T-Shirts … ganz so als hätte sie die Jüngere ausgesaugt und ihre Seele übernommen. Und auch der kreative Prozess fordert seine Opfer, kennt kein Erbarmen: Kaum hat sich Maria in der neuen Rolle nach langem Kampf eingerichtet, konfrontiert sie der Regisseur mit neu überarbeiteten Szenen. Zwischen dem Schatten des toten Schriftstellers und der geheuchelten Bewunderung durch die neue, junge Hauptdarstellerin bleibt Maria nichts anderes, als “ihre” Helena zwischen alle Spiegel zu setzen. Exponiert, machtlos, dem Untergang geweiht. Und doch so präsent wie es nur eine Diva sein kann.
Vom unsicheren, schwankenden Boden des “auf-dem-Weg-seins” (in den ersten Einstellungen im Zug) bis zu den eingefroreren Wider-Spiegelungen und Projektionen der Aufführungs-Praxis (in den letzten Einstellungen im Theater) lotet WOLKEN VON SILS MARIA alle Tücken und Unwägbarkeiten des Métiers aus – und lässt auch dazwischen tief blicken, in Abgründe zuweilen. Abgründe, in denen sich immer wieder – seit 100 Jahren auf Film festgehalten – dasselbe (Natur-)Schauspiel entfaltet: DIE MALOYA-SCHLANGE … nichts als feuchte Luft, aber unaufhaltsam. Und so erschreckend wie faszinierend.[aartikel]B00PT4YAD0:left[/aartikel]
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