
Exzellente kurze Filme: ALLES WIRD GUT, EIN FOTO VON UNS, PERLMUTTER und ERLEDIGUNG EINER SACHE
ALLES WIRD GUT gewann den Max Ophüls Preis in der Kategorie Mittellanger Film. Der in nur 6 Drehtagen verwirklichte Streifen im Themenkreis “Scheidungskinder” zeigt, wie ein verzweifelter Vater (Simon Schwarz) seine kleine Tochter (unglaublich gut: Julia Pointner) zu entführen versucht. Das Team um Regisseur, Drehbuchautor, Cutter und Produzent Patrick Vollrath, Producerin Yu Guo und Kamermann Sebastian Thaler hat hier stringent und genial erzählt, wozu fehlgeleitete Liebe fähig machen kann. Der österreichische Star-Darsteller Simon Schwarz hat die Arbeit übrigens ohne Gage unterstützt – Extra-Applaus!
EIN FOTO VON UNS von Ferdinand Arthuber erzählt in wunderschöner Bildsprache und mit starken Hauptdarstellern (Lisa Wagner, Max Wagner) – hauptsächlich visuell (sprich: in intelligent gewählten Bildern, wie sich das für das Medium Film gehört) vom historischen Moment des Mauerfalls, der (so die filmische Hypothese) vielleicht nicht für alle eine Moment des Glücks war. Wunderbarer Einfall, brilliant umgesetzt in gewollt fahlen Gegenwartsbildern und farbigen Flashbacks.
PERLMUTTER von Rupert Höller (Regie, Buch, Schnitt) hebt an mit einem Zitat von Jean Paul: “Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.” Tochter Sonja (Anja Clementi) lässt deshalb ihre Mutter (Julia Gschnitzer) den Ort ihrer romantischen Erinnerung – ein Paris, das es ja so gar nicht mehr gibt – nicht wirklich nochmals besuchen: Die demente Frau nimmt der Tochter ihre launige Erzählung freudestrahlend als echte Reise ab. Wie fürsorglich so eine weiße Lüge sein kann, zeigt dieser liebevoll gemachte Streifen, in dem die Erinnerungen an Paris ebenda in Super-8 gedreht wurden. Der Aufwand hat sich mehr als gelohnt!
ERLEDIGUNG EINER SACHE von Dustin Loose (Buch: Belo Schwarz, Håkan Nesser) stellt in sich nach und nach verdüsternden Bildern einen Sohn (Ludwig Trepte) seinem in der geschlossenen Psychiatrie weilenden Vater (Robert Hunger-Bühler) gegenüber. Besonders schön gelöst, wie die Kamera den Sohn ohne Schnitt beim Eintritt in die Anstalt begleitet und wie sich die gesamte Lichtstimmung fast unmerklich verdunkelt, während der junge mit dem altem Mann spricht, den er für den Psychiater hält. Vom Feinsten!
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